Vom Parkplatz aus folgen wir, zur Moldauquelle Wanderung, der breiten Forststrasse leicht bergab durch den Wald, bis wir rechts in einen kleinen Wanderpfad einbiegen.Ab hier beginnt schon die unbeschreibliche Natur, welche sich in ihrer schönsten Farbenpracht im Herbst präsentiert.Die ersten abgestorbenen Baumriesen hinter uns gelassen folgen wir leicht ansteigend dem schmalen Pfad, gesäumt von unzähligen Vogelbeersträuchern, dick und fett behangen mit den roten Früchten. Andererseits befinden wir uns nicht in einen dichten Waldgebiet, sondern die vielen abgestorbenen Baumstummel machen einen depressiven Eindruck und zeugen eher von Zerstörung als von Natur, aber neue Bäume und besonders neuer Mischwald kommt durch die Baumleichen hindurch. Dieser von Orkanen geworfene Bergfichtenwald bleibt im Nationalpark Bayerischer Wald ungenutzt. Die toten Bäume und die Wurzelteller schützen den jungen, nachwachsenden Wald vor Kälte, Hitze und Wildverbiss, somit ergeben sich gute Bedingungen für den nachwachsenden Wald. Den steinigen Wanderpfad weiter folgend erreichen wir bald den Reschbach, dieser wird uns später zur Reschbachklause führen. Zwischenzeitlich klären manche sehr gut illustrierten Schautafeln über die lokalen Gegebenheiten wie zum Beispiel der Schlittenziehbahn auf. Hier zweigt ein Kanal ab, der am Hang des Siebensteinkopf entlang in das Nachbartal führt, um dort im Teufelsbach zu enden. Der sogenannte Schwellgraben diente dazu Wasser aus dem Reschbach in den Teufelsbach umzuleiten, dort mehr Wasser zur Verfügung zu haben, um Holz zu triften. Wie ein stiller, einsamer Bergsee liegt nach 3 Kilometern die Reschbachklause vor uns. Der Wald spiegelt sich im dunklen Wasser des Stausees und die Hügelkette vor uns liegt schon nach der tschechischen Grenze. In der 1860 erbauten Reschbachklause können bis zu 15.000 cbm Wasser für die Holztrift zurückgehalten werden. Getriftet wurde überwiegend im Frühjahr wenn die Bäche durch die Schneeschmelze viel Wasser führten, somit wurde es mögliche das grosse Holzvorkommen im Bayerischen Wald zu nutzen und mittels Trift zur Donau nach Passau und per Schiff weiter nach Wien und Regensburg zu transportieren.
Am Ende der Staumauer wandern wir den kleinen Pfad nach links bergauf. Traumhafte Ausblicke über die Reschbauchkause, den Stausee und die umliegenden Berge und Hügel erleichtern uns den Aufstieg. Interessanter Weise überqueren wir hier die europäische Nord-Ost Wasserscheide. Alles Wasser hinter uns, zum Beispiel der Reschbach gelangen in die Donau und schliesslich ins Schwarze Meer, wogegen alles Wasser vor uns in die Moldau, später in die Elbe und schliesslich in die Ostsee fliest. Nach ein paar Höhenmetern mehr und am der deutsch-tschechischen Grenzkamm entlang erreichen wir die Abzweigung nach rechts zum Siebensteinkopf. Nach ein paar hundert Meter haben wir das Gipfelkreuz des Siebensteinkopfs erreicht und werden mit wunderbaren Ausblicken in alle Himmelsrichtungen über das Land belohnt. Sieben grössere Felsgruppen sind über diesen Bergrücken verteilt und so kam der Siebensteinkopf 1263 Meter zu seinem Namen. Als im Jahre 1870 der gesamte Waldbestand von einen Sturm umgerissen wurde, waren die Felsen weithin sichtbar. Leider müssen wir auf den gleichen Weg zurück nehmen und halten uns an der Wegkreuzung links Richtung Tschechien.
Über einen schmalen Pfad, durch eine Art Hochebene am Bergrücken entlang erreichen wir eine breite Forststrasse, welcher wir nach bergab folgen. An der nächsten Kreuzung, ein paar Meter weiter erwartet uns das zweite Highlight der Tour, die Moldauquelle. Ganz unscheinbar aber sauber eingefasst und mit einer Holzbrüstung umrandet finden wir den kleinen Moldau Quelltopf vor. Die Moldau entspringt eigentlich aus zwei Quellflüssen, der Warmen Moldau, hier an unserer Quelle und der Kalten Moldau in der Nähe von Haidmühle am Haidelosthang, in dem sie auch kleine Zuflüsse aus Bayern aufnimmt. Die Moldau (tschechisch Vltava, was so viel wie „wildes, reißendes Wasser“ heißt), ist der längste Fluss in Tschechien und ist insgesamt 440 km lang, um bei Melnik in die Elbe zu münden.
Leider wie zuvor, müssen wir ein kleines Stück zurück wandern und der breiten Forststrasse bergauf folgen. Den Weg den wir gekommen sind nehmen wir diesmal nicht, sondern weiter der Forststrasse zum eigentlich höchsten Punkt der Tour, von wo wir aber keinen Ausblick haben. Ab jetzt geht es die letzten 5 Kilometer nur noch bergab (vertraut ihr mir?). Nach einer Weile halten wir uns links und erreichen alsbald die Ortschaft Bucina (deutsch Buchwald) und erlebt einen Aufschwung durch Wanderer und Radfahrer. Durch diese Belebung kam es zu einer Neuerrichtung des Hotels. Die beiden Nationalparks Böhmerwald (Sumava) und Bayerischer Wald, erschlossen dieses Gebiet mit ihrem jeweiligem Bussystemen, dem “Igel-Bus” von deutscher Seite, welcher mit einer Linie aus Richtung Spiegelau bis an die Grenze direkt in der Nähe von Bucina fährt. Buchwald bestand ehemals aus 26 Häusern bevor es zur militärischen Sperrzone erklärt wurde und nicht mehr besiedelt werden durfte, verfielen die Häuser. 1956 wurden alle Gebäude, mit Ausnahme eines Hotels niedergerissen. Heute erstrahlt das Hotel in neuen Glanz und lädt, mit schöner Terrasse und guten Essen und Trinken zur Rast ein.
Dem Hotel angeschlossen befindet sich ein kleines Dokumentationszentrum über den Eisernen Vorhang. So ist die original Grenzanlage, mit Wachturm und Sperranlangen erhalten und veranschaulicht auf beeindruckende Weise die ehemalige Ost-West Grenze. Danke das wir ein heute ein freies und grenzenloses Europa sind !! Wir überqueren auf der Teerstrasse die “Grüne Grenze” und folgen kurz bergauf (ja ihr habs gewusst) der Strasse, dafür erhalten wir erhabene Ausblicke über die Hügelketten des Waldes und den Blick zurück gewannt wieder den Siebensteinkopf . Zitat Adalbert Stifter: Waldwoge schmiegt sich an Waldwoge bis sie am Horizont verschwinden. Eine besseren Ausdruck gibt es meines Erachtens nicht hierfür. Leider führt uns dieser Weg komplett auf Teer zurück aber wer will, kann links entweder noch einen Abstecher zur Teufelsklause machen oder auch links den Moorlehrpfad erwandern. Um den schmerzenden Füssen ein Ende zu bereiten, gehen wir weiter auf befestigeten Boden, nochmal eine kleine Anhöhe bis wir schliesslich rechts wieder den Parkplatz vorfinden. Eine Eindruck hinterlassende Wanderung zur Moldauquelle geht zu Ende.