Plöckenstein See

Plöckenstein See

Für die spätherbliche Wandertour kann direkt hinter der Gastwirtschaft in Holzschlag beim Einstieg geparkt werden. Leicht ansteigend den mittleren Forstweg durch den Mischwald folgend, erreichen wir nach ein paar hundert Meter eine Skipiste die zum Skigebiet Hochficht gehört und wir überqueren. Die breite Forststrasse ist gut ausgebaut und schraubt sich langsam aber stetig bergan.

Was haben wir heute vor? Warum der Plöckenstein?

Hier ein paar Daten und Hintergrundinformationen: Der Plöckenstein (tschechisch Plechý) ist ein 1.378 m hoher Berg im Böhmerwald und ist nicht nur die höchste Erhebung des österreichischen Böhmerwaldes, sondern auch die höchste Südböhmens. Er liegt südwestlich des großen Moldaustausee (Tschechien) und ist bekannt durch die Erzählungen von Adalbert Stifter (1805 – 1868). An dieser Stelle möchte ich zur Inspiriation die Erzählung von Adalbert Stifter Der Hochwald empfehlen. Auf der tschechischen Seite Richtung Norden liegt auf dem Gebiet der Gemeinde Nová Pec der Plöckensteiner See, der südlichste von acht Gletscherendseeen, der von der Eiszeit noch erhalten blieb, im Böhmerwald. Die tschechische Seite des Berges ist Kernzone des Nationalparks Šumava/Böhmerwald und die Staatsgrenze verläuft genau über den Gipfel. Außerdem ist knapp östlich des Plöckenstein der nördlichste Punkt Oberösterreichs. Während des Kalten Kriegs war das Grenzgebiet des Böhmerwaldes für die osteuropäischen Bürger unerreichbar. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs ist die Gegend wieder allen Seiten begehbar und somit ist der Plöckensteinsee auch wieder zu erreichen.

Die Gelegenheit nutzen wir um alles obige zu sehen, zu erkunden und zu erleben.

Nach ca. 45 Minuten Anstieg haben wir die Grenze zu Tschechien erreicht. Wir passieren die Landesgrenze und folgen der maroden Teerstrasse hinab. Links und rechts unseres Weges werden wir uns dichten Wald begleitet und ein Moorsee liegt links von uns. Am tiefsten Punkt unsere Tour angekommen, halten wir uns links am Wirtshaus, welches leider im Spätherbst schon geschlossen hat. So folgen wir der Teerstrasse wieder bergauf, begleitet von massiven Rodungsflächen. Wer hier ein seine Kreativität und Geschick ausleben möchte, findet unzählige Steinmännchen vor, die wachsen wollen. Ursprüglich waren solche Steinhaufen als Wegmarkierung oder Hinweisezeichen im Gebrauch. Heut zu Tage werden sie aber nur noch zum Zeitvertreib oder Spass aufgebaut.

Nach knapp 8 Kilometern befindet sich rechts ein Rastplatz. Wir aber biegen scharf links in den steinigen Waldweg ein. Dieser Waldweg führt uns steil bergauf und macht den Aufstieg durch die massiven Steine, Felsbrocken und Rinsale nicht gerade leicht, sondern erfordert viel Konzentration und Trittsicherheit. Aber die Naturschönheit die sich weiter oben eröffnet macht dies wieder wett. Riesen Felsblöcke aus Granit, überzogen mit Moos, wild durcheinander gewürfelt aber doch ruhig insich begleiten unsere letzten Meter bis zum Plöckensteiner See. Noch ein Hinweis zu unserer Tour. Wir starteten bei +2 Grad und dicken Hochnebel in Holzschlag, was unsere Wanderfreude nicht gerade zum Genuss machte und der dicke kalte Nebel und zusetzte, aber wir hatten immer die Hoffnung, durch den Hochnebel hindurchstossen zu können und eine traumhafte Inversivwetterlage, mit strahlenden Sonnenschein über Nebel zu haben. Die Hoffnung stribt zuletzt!

Und so kommen wir bei einer Höhe von 1090 m am Plöckensteinsee (Plešné jezero) an. Eine dicke Eisschicht ist schon auf den See und wir können nicht bis zum anderen Ufer und den Steilhang, durch den Nebel blicken. Um den See ranken sich einige Sagen, aber diese geben uns auch keine besser Sicht und so machen wir uns an der westlichen Seeseite zum Aufstieg auf den Plöckenstein. Der schmale und steile Pfad ist gesäumt von umgefallenen Bäumen, grossen Steinen, Wurzeln und rauhreif überzogenen Gestrüp. Auf 1200 Meter durchbrechen wir den Hochnebel und strahlender Sonnenschein erwartet uns. Unter uns liegt der See noch in Nebel getraucht, die Nebelschwaden wabbern an den Berghängen umher und eine Fernsicht nach Nordosten nach Tschechien lässt unseren Atem stocken. Je höher wir steigen um so beeindruckender wird die Szenerie.

So gelangen wir nach ca. 300 erkämpften Höhenmetern zum Adalbert Stifter Denkmal. Der Obelisk ragt in den blauen Himmel, unter uns das Nebelmeer, ein traumhafter Ausblick über die Nordhänge des Plöckensteins. Das Denkmal besteht aus einem 14,5 Meter hohem Obelisken aus Granit. Auf der Frontseite des Steins steht der Name Adalbert Stifters und eine Würdigung. Auf den Seiten sind zwei Zitate aus seinen Werken in den Stein gemeiselt und auf der dem See zugewandten Seite wurde das Baudatum aufgetragen. Neben dem Denkmal wurde auch noch eine Aussichtsplattform erbaut, die dem Blick zum See freigibt. Das Denkmal, sowie der See waren wie eingangs erwähnt durch den Eisernen Vorhang für Jahrzente unzugänglich. Um so mehr können wir stolz auf ein freies Europa sein! Weiter bergauf, die letzen 100 Höhenmeter Richtung Süden, erreichen wir auf kleinen Wanderpfaden den Gipfel und somit den Plöckenstein (1378 m). Ein Felsmassiv markiert den höchsten Punkt und lädt zum verweilen und zum Genuss des Ausblicks ein. Sagenhaft liegt der Hochnebel unter uns. Im Süden die Alpenkette, im Westen Bayern unter dicken Nebel und östlich Österreich mit dem aus dem Nebel ragenden Hochficht Skigebiet.

Nach diesem traumhaften Panorama Blicken machen wir uns zum Abstieg bereit. Immer am Grenzkamm entlang geht es über einen schmalen, mit Geröll und Wurzeln übersähten Pfad links hinab. Hier die Wegweiser ausser acht lassen und immer gerade der Grenze folgenden erreichen wir die Baumgrenze wieder und werden von einen schönen Mischwald empfangen. Nach 2 Kilometern bergab erreichen wir wieder den Grenzübergang, den wir von unseren Aufstieg schon kennen und so folgen wir den breiten Forststrasse wieder hinab bis nach Holzschlag, unseren Ausgangsort.

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